In meiner Kindheit stellte sich mir oft die Frage, wie schwer es ist, ein Auto zu lenken? In meiner Erinnerung nahm ich Autos immer als behäbige, schwer steuerbare Monster wahr. Wenn wir in den Urlaub fuhren, quälte ich meinem Vater immer wieder:
„Papa, wie schwer ist es eigentlich, ein Auto zu lenken?“
Ich setzte beim Lenken einen enormen Kraftaufwand voraus, den nur Erwachsene leisten können. Nachdem ich meinen Vater lange genug mit dieser Frage quälte, stellte sich der Erfolg ein. Er setzte mich eines Tages auf seinen Schoß und wir fuhren das Auto zusammen in die Garage. Mein Eindruck bestätigte sich. In Zeiten ohne Servolenkung war es für ein Kind nahezu unmöglich, ein Auto einzuparken.
Déjà Vu
Natürlich wartete ich auf den Tag, an dem Kind 1 und 2 mir die gleiche Frage stellten. Eines Tages fuhren wir nach Hause, als es aus Kind 1 herausbrach:
„Papa, ist es schwer ein Auto zu lenken?“
Also nahm ich Kind 1 auf den Schoß und erzählte ihm, dass er es gerne ausprobieren darf. Das Betätigen der Pedale kam aufgrund der fehlenden Beinlänge zum Glück nicht in Frage. Von hinten quietschte Kind 2, dass das nun aber äusserst „ungefähr“ sei, wenn nur Kind 1 lenken darf und er nicht. „Ungefähr“ ist dabei eine ganz wunderbare Eigenkreation, die aus „Ungerecht“ und „Unfair“ gebildet wird.
Und weil „ungefähr“ eben ungerecht und unfair zugleich ist, setzte ich Kind 2 auf den Beifahrersitz. Kind 1 lenkte das Auto, während Kind 2 den Schaltknüppel bediente. Ich kümmerte mich um die Pedale. Kind 1 war anfangs noch etwas misstrauisch, bemerkte aber schnell, dass das Lenken eines Autos heutzutage tatsächlich ein Kinderspiel ist. Kind 2 schaltete wild umher, vom ersten in den dritten Gang und wieder zurück.
Irgendwann brachten wir das Auto an einer geeigneten Parklücke erfolgreich zum Stehen. Kind 1 und 2 waren überglücklich und stürmten sofort zu Mama, um ihr die beste Neuigkeit aller Zeiten zu erzählen.
Kind 1:
„Mama, wir haben das Auto gefahren und eingeparkt. Ich habe gelenkt und Kind 2 hat den Schaltknüppel bedient.“
Kind 2:
Und Papa hat in der Zeit die Einkäufe nach oben getragen.
Erinnert mich an meine erste Fahrt. Mit 3 Jahren rückwärts in die Garage. Allerdings alleine im Auto. Am Berg. Durch eine Hecke. Und dummerweise von der falschen Seite in die Garage rein.
Totalschaden hatte nur das Auto, die Hecke und die Garage. Mir ging es super. Schwer war es auch nicht…