Seit Geburt habe ich zur Mathematik kein wirkliches Verhältnis aufgebaut. Die Evolution behauptet, dass die Verknüpfung der dafür zuständigen Synapsen bei mir schlichtweg vergessen wurde. Absichtlich. Ein Defizit, das sich irgendwann rächen wird. Dachte ich früher. Seit letztem Wochenende habe ich Gewissheit. Dank einem guten Freund und Kind 1.

Als in der Blüte seines Lebens stehender Programmierer beschäftigt sich der gute Freund ganz selbstverständlich mit Logiken, Algorhythmen Algorithmen und mathematischen Formeln. Während des Besuchs entdeckt er einen kleinen Zauberwürfel. Kind 1 weicht ihm nicht mehr von der Seite und ich geniesse die Zeit, in der sich beide dem mathematischen Frohsinn hingeben. Vereinzelt fliegen Wortfetzen wie „Ebene 1“ oder „Algorithmus“ als Schweine verkleidet durch den Raum, was mich dazu veranlasst, für einen kurzen Moment die Augen zu schliessen. Mathematik macht müde. Die Alliteration des kleinen Mannes.

Eine Stunde später weckt mich Kind 1, indem es freudig auf mir umherspringt. Kinderaugen leuchten strahlen glitzern mich an. Der Würfel ist gelöst. Jede Seite wird stolz präsentiert. Trommelwirbel. Rot, gelb, weiss, blau, grün und orange. Tatsächlich, alle Farben stimmen. Natürlich frage ich mich, ob der Würfel unter regulären Bedingungen gelöst wurde. Man will ja auch mal ein strenger Vater sein. Die farbigen Aufkleber werden überprüft. Das Umkleben der Farben erscheint mir bis heute die einzige Möglichkeit, den Würfel lösen zu können. Ich spreche da aus Erfahrung.

Der gute Freund erzählt mir von diversen Internetseiten, wo Lösungswege zu finden sind. So hat man das Rätsel also gelöst. Gut, ich komme aus einer Zeit, in der sehr viele Freunde stolze Besitzer eines Zauberwürfels waren. Gelöst haben das Rätsel aber maximal 0,01%.

Bin ich froh. Danke, liebes Internet. Du machst vieles einfacher.

Erspartes gut investieren

Der Abschied des guten Freundes fällt schwer, aber Kind 1 fasst einen Vorsatz. Nach einem lapidaren „Tschüß“ zählt er seine gesparten Taler. „Reicht das für einen Zauberwürfel, Papa?“ Endlich darf ich wieder mitspielen, denn wo man Dinge in diesem Internet bestellt, das weiss ich. Ein Pocket-Zauberwürfel ist für die gesammelten Taler zu haben und so besorgen wir den kleinen Anfängerwürfel. Mit 4 Farben auf jeder Seite. Für Kinder geeignet. Auf YouTube habe ich ein 3-jähriges Mädchen gesehen, das den Würfel spielend einfach löst.

Zu Hause packen wir den Würfel aus und begeben uns auf die Suche nach der Lösung. Im Internet. Nun gut, ich bin bereit mich in die Materie einzulesen.

Zauberwürfel in 6 Sekunden lösen

Nach wenigen Sekunden finde ich eine Internetseite, die meinem Verständnis der Lösungssuche sehr entgegen kommt:

Kind 1 ermahnt mich zur Vernunft. Die Algorithmen sind für Anfänger wie mich nicht einfach zu verstehen: right inverted, down inverted, down inverted, right, down, right inverted, down inverted, right und ein optionales down bringen mich zurück in die Realität. Die Anweisungen, wie der Würfel gedreht werden muss, entsprangen mathematischen Gehirnen. Kind 1 und ich geben nicht auf. Nach 30 Minuten haben wir eine Seite mit richtigen Farben. Ein Achtungserfolg.

Kind 1 überkommt die Müdigkeit und es legt sich ins Bett. „Du kannst ja gerne noch weiter üben, Papa.“ Tatsächlich sehe ich mir ein Video mit der Lösung für den kleinen Würfel an. Ein junger Mann mit witzigem Dialekt dreht die Seiten des Würfels wild hin und her. Als unterwürfiger Mathematiker folge ich penibel jedem einzelnen Schritt.

20 Minuten später: der Würfel ist gelöst. Das läuft gut. Mein ständig sich selbst überprüfendes Ich dreht den Würfel allerdings wieder wild durcheinander. Man möchte ausschliessen, dass es sich beim Lösungsweg um Zufall handelte. 2,5 Stunden später, es ist inzwischen 00.45 Uhr, lege ich den gelösten Würfel erschöpft auf den Tisch.

Zauberwürfel mit Roboter und Smartphone lösen

Kein Wunder, die Recherche ergab: es gibt 43.252.003.274.489.856.000 Möglichkeiten den Rubik´s Cube auszurichten. Zukünftig leihe ich mir den Cubestormer 3. Einen Lego-Roboter, der über eine Smartphone App gesteuert wird und nur 3,253 Sekunden braucht, um den Rubik´s Cube zu lösen. Man will ja vom Leben noch was haben.

(Video Direktroboter)