Autor: Floyd

Helau Alaaf es ist soweit: Astronauten zur Mission „Planet Couch“ gestartet

Als bekennender Faschingsatheist beginnen jetzt die heissen Tage. Das bedeutet aber nicht, dass das auch für die Kinder gilt. Sie dürfen sich natürlich sehr gerne verkleiden und austoben. Nachdem Kind 1 die letzten beiden Jahre als Tiger und Zebra zum Fasching ging durch die Wohnung lief, wird es dieses Jahr ernst. Beide Kinder planen tatsächlich das Haus verkleidet zu verlassen.

Echte Astronauten sind echt

Kind 1 und 2 möchten gerne echte Astronauten sein. Das echt ist dabei genau so wichtig, wie das schnell bei den Rollschuhen, die sich Kind 2 zum Geburtstag wünscht. Nicht nur Rollschuhe, nein, schnelle Rollschuhe. Die Raumfahranzüge sind ebenfalls schnell gefunden. Bei der Suche nach einem Astronauten-Helm war ich allerdings ein wenig fassungslos: Helme aus Plastik, die weder richtig passen, noch den Kindern gefallen.

Astronauten Helme für Kinder aus Pappmache

Astronauten Helme aus Pappmaché für die Kinder – Foto: Floyd / CC BY-NC-ND 2.0

Astronauten-Helme aus Pappmaché selbst basteln

Die kurzweiligste Arbeit der letzten Wochenenden war das Basteln beider Helme. Ich pustete Luftballons auf, rührte Leim an und die Kinder zerfetzten alte Zeitungen in kleine Teile. Die Kinder tauchten ihre Pinsel in den Leim und klebten und klebten und klebten. Irgendwann stellten sie fest, dass Pinsel den Arbeitsablauf schwieriger gestalteten und verteilten den Leim mit den Händen auf dem Ballon. Vier bis fünf Schichten Zeitungsfetzen wären ideal gewesen, die Geduld von Kind 1 und 2 empfahl aber nur drei Schichten. Wir befestigten eine Schnur an den Ballons und hängten sie zum Trocknen auf.

Am nächsten Tag malten wir die Helme an. Manchmal wurde zu viel Farbe auf eine Stelle gestrichen. Das getrocknete Pappmaché weichte auf und es bildeten sich Falten. Ein Grund für eine erneute Trockenzeit. Nach einem zweiten Anstrich sind die Helme zwar nicht mehr glatt, aber weiss. Manchmal muss man sich eben entscheiden.

Heute haben wir noch die Öffnung in die Helme geschnitten. Nun können sich die Kinder nicht entscheiden, ob die Helme noch bemalt werden oder nicht. Als Motive kämen eine startende Rakete oder ein einäugiges Weltraummännchen in Frage.

Was meint ihr? Unbemalt oder bemalt? Was könnte sonst noch auf die Helme gemalt werden?

Pappmaché und Raufasertapeten sind Freunde

Als sich die beiden echten Astronauten auf der Couch ausruhten, blieb mir nur eine Erkenntnis: ich hoffe, dass es an der Faschingsparty keine mit Raufaser tapezierten Wände gibt, sonst ist die Tarnung beider Kinder zu gut.

Zum Schluß verriet mir Kind 2 nach langer Überlegung folgende umfangreiche Geschichte zum Foto, die es gerne mit euch teilen möchte:

Es kam ein kleiner Astronaut und fertig.

Helau.

Update

Ein Helm wurde bemalt, der andere blieb unbemalt.

astronautenhelm angemalt

Angemalter Astronauten Helm – Foto: Floyd / CC BY-NC-ND 2.0

Gründe, warum Kinder weinen

Manchmal stehe ich fassungslos da und wundere mich über die Gründe, warum Kind 1 oder 2 plötzlich das Weinen anfangen. Heute morgen zum Beispiel verlassen wir die Wohnung und laufen das Treppenhaus hinunter. Kind 2 möchte unbedingt die Haustüre für alle aufhalten. Natürlich darf Kind 1 die Türe auf keinen Fall berühren, sonst würde man ja die Türe nicht alleine aufhalten.

Kind 1 berührt natürlich ein mal kurz die Haustüre. Absichtlich. Bei Kind 2 geht sofort der Alarmmodus an. Zum Glück habe ich den Aus-Knopf sehr schnell gefunden. Ist übrigens ein Trick, der bei Kind 2 super funktioniert. Einfach ein mal kurz mit dem Finger auf den Kopf drücken und das Weinen hört auf. Dieser Knopf wird auch gedrückt, wenn Kind 2 tanzen möchte, oder wenn es schlafen möchte. Ein Universalknopf. Und manchmal, ja manchmal, drückt man den Knopf, und Kind 2 lässt sich dann selbst etwas einfallen.

Zurück zum Thema: Sicherlich kennt ihr auch viele Gründe, warum Kinder plötzlich das Weinen anfangen. Genau dafür gibt es Reasons my son is crying. Eine Webseite zum Lachen. Man fühlt sich sofort verstanden, wenn man sich die Fotos der Kinder und die dazugehörigen Texte durchliest.

Mario Kart Wiiiiiiiiiiiiiii

Wochenende. Mama darf ausschlafen. Die Kinder wachen um 7 Uhr auf und ihre Münder rufen nach Essen. Die kleinen Vögel sitzen auf ihren Stühlen und ich rühre den Joghurt an. Nach dem Frühstück beginnt die Langeweile. Mit mir zu dieser Uhrzeit verfügbaren Kräften mache ich ein paar Vorschläge:

Ich: Wie wäre es mit einem Buch, einer schönen Geschichte?
Kind 1 und 2: Neiiiiiiiin.
Ich: Oder ein tolles Spiel?
Kind 1 und 2: Neiiiiiiiin.
Ich: Oder wollt ihr euch endlich mal selbst beschäftigen und im Kinderzimmer Lego bauen?
Kind 1 und 2: Neiiiiiiiin.

Kinder sind manchmal so ignorant. Was tun? Kind 2 hat eine Idee: „Papa, dürfen wir Mario Kart Wiiiihhhiiiiieeeehhhh spielen?“

Nach einer kurzen Grübelphase frage ich: „Hast du noch einen Spieltaler?“ Kind 2 schmettert mir ein „Neiiiiiiiin, die haben wir alle schon ausgegeben“ entgegen, um sofort ein liebevolles „Aber das ist doch nicht schlimm, du spielst doch auch gerne, oder?“ anzuhängen. Kind 2 nutzt meine Müdigkeit und Unentschlossenheit aus, schaltet die Steckdosenleiste ein, macht den Fernseher an und bringt allen die Fernsteuerung. Entscheidung gefallen. Bereits der Startscreen lässt die Kinder laut mitkrakeelen: „Mario Kart Wiiieeehiiiiieeeeeeehhhhh“. Ich schalte den Ton des Fernsehers leiser, damit Mama nicht aufwacht.

Kind 2 klammert sich am Lenkrad fest und lenkt wie bekloppt hin und her. Währenddessen stürze ich im Regenbogen-Boulevard zum achten Mal in den Weltraum hinab. Mir fehlt die Begrenzung. „Das ist nicht schlimm, Papa, jeder fährt so gut wie er kann“, tröstet mich Kind 2, das auf Platz 4 liegt, während ich als Elfter um jeden Platz kämpfe.

Kind 1 hat kurz nach dem Start den Autopiloten eingeschaltet und nimmt um sich herum nichts mehr wahr. Zu stark ist der Siegeswillen. Kurz vor der Ziellinie wird er von Koopa überholt und kommt als Zweiter ins Ziel. Die Aufregung ist groß, denn nur der Sieg zählt. Nach kurzer Beruhigungsphase spielen wir weiter.

Mit Kind 2 kann man sich gut und gerne auch 30 Minuten in einem Level aufhalten. Da gibt es so viel Spannendes zu entdecken. Im Sorbet-Land fahren wir gemeinsam ins Wasser und versuchen dabei eine Arschbombe zu machen. Kind 1 kommt uns am Wasser besuchen und wir schauen uns die Pinguine an, um dann gleichzeitig mit vollem Tempo ins Wasser zu fahren.

Weiter gehts. Und während wir Schildkröten werfen, mit Raketen durch die Gegend düsen und versuchen das gegnerische Team auf Abstand zu halten, wacht Mama auf.

Von der Couch schallt ihr ein dreifaches, fröhliches „Guten Morgeeeeeeeeen“ entgegen.

Von den Spieletalern wusste ich natürlich nichts und gebe mich ahnungslos. Wie meine Kinder auch.

Oh nein, meine Söhne laufen mit lackierten Fingernägeln in der Öffentlichkeit umher

Ehrlich, ich wollte das nie. Jetzt haben meine Kinder, zwei Jungen, Nagellack für sich entdeckt. Das ist doch zum Kotzen. Kein echter Mann verwendet Nagellack. Wie sollen aus den beiden Jungen mal echte Männer werden. Hart wie die deutsche Eiche, furchtlos, jede Frau beschützend, weil die es selbst nicht hinbekommen. Dafür braucht es Männer. Auf der anderen Seite frage ich mich auch, wer meinen Kindern später mal das Mittagessen auf den Tisch stellen wird, wenn keine Frau heutzutage mehr kochen kann.

Kind 2 mit lackierten Fingernägeln und einem gepflückten Blumenstrauß

Kind 2 mit lackierten Fingernägeln und einem gepflückten Blumenstrauß

In regelmäßigen Abständen bringen meine Kinder mich dazu, das vorherrschende Gesellschaftsbild zu hinterfragen. Wie ist das eigentlich mit diesem ganzen typisch Junge, typisch Mädchen Ding, das sehr oft von außen über die Kinder hereinbricht? Sind wir nicht alle Mädchen und Jungen zugleich, abgesehen von den Geschlechtsmerkmalen?

Bei uns ist das momentan so: während Kind 1 gerne Fußball spielt, ist Kind 2 ein Blumenfan. „Papa, spiele mal zu mir“ ruft Kind 2, und während der Ball zu ihm rollt, fängt er an Blumen zu pflücken, weil die „Soooooo sööööön“ sind. Das mit dem „sch“ und anderen Sprachbegebenheiten legt sich übrigens mit der Zeit, so zumindest meine Feststellung. Also Ruhe bewahren.

Erfahrungen machen

Irgendwann ging die Geschichte von Nils Pickert durchs Netz, der seinen fünfjährigen Sohn unterstützte. Der kleine Steppke trug gerne Kleider, also zog sich Nils auch einen Rock an, um seinem Sohn zu zeigen, dass alle ok ist, wie er das macht. Natürlich auch, um ihn vor Anfeindungen zu schützen. Das ging damals durch zahlreiche Blogs.

Diese Geschichte ist natürlich sehr hoch aufgehangen, denn oft entzünden sich schon an den kleinsten Normabweichungen große Diskussionen. Dabei ist völlig ungeklärt, wer die Norm definiert. Wenn die Norm eine Werteordnung innerhalb der Gesellschaft definiert, ist dadurch immer noch nicht geklärt, welchen Wert die Gesellschaft an sich hat.

Zurück zur Ausgangssituation und unseren 2 Kindern. Letzte Woche kam Kind 2 und wollte unbedingt roten Nagelnack. Nagelnack ist kein Rechtschreibfehler, nein. Auch diese Sprachbegebenheit wird sich bei Kind 2 mit der Zeit legen. Immer noch keine Panik. Kind 1 wollte da in nichts nachstehen und entschied sich für blauen Nagellack. Sind das jetzt 2 Jungen oder 2 Mädchen? Beide möglichen Antworten sind übrigens falsch, denn es sind zuerst zwei Menschen. Als wir dann am See spazieren gingen, pflückten beide Kinder einen Blumenstrauß, wobei Kind 1 das nur machte, weil Kind 2 mit dem Pflücken begann. Man will ja nicht ohne Blumenstrauß dastehen, das wäre ja ungerecht. Oder so.

Von Kind 2 machte ich oben zu sehendes Bild und ich genieße solch kleinen Momente. Natürlich kommen im Kindergarten andere Kinder und sagen: „Hehe, du hast ja Mädchen-Nagellack.“ Das aber zeigt nur, dass es irgendwo auf dieser Welt auch Nagellack für Jungen geben muss. Sonst wäre die Logik falsch. Woher solche Ansichten kommen ist klar, doch irgendwann ist es an uns allen, bekannte Muster aufzubrechen, Kinder einfach mal machen zu lassen, sie zu unterstützen und zu schützen. Punkt. Am Rande betrachtet frage ich mich ja, wie man sich z.B. über einen solchen Blumenstrauß nicht freuen könnte, egal ob von Junge oder Mädchen gepflückt, egal ob mit Nagellack oder ohne.

P.S. An Karneval habe ich mich zum Beispiel früher sehr gerne als Frau verkleidet. Röcke fand ich irgendwann cool, irgendwann auch nicht mehr, alles war ständig im Wandel. Oh ja, ich habe auch heute noch ein beklemmendes Gefühl, wenn ich nachts alleine durch den Wald laufen muss. Sind das jetzt alles weibliche Züge, weil Männer ja mutig und stark zu sein haben? Alles Quatsch, wir alle sind Frauen und Männer zugleich. Und in erster Linie sind wir Menschen mit einem Streben nach Glück. That´s fucking all. Sich ohne Vorurteile ausprobieren dürfen, das möchte ich meinen Kindern zumindest gerne ermöglichen.

Update 29.05.2014: Herzlich Willkommen liebe Spon Leser

Ein Artikel auf Spiegel Online verlinkt auf diese kleine Insel hier. Damit du hier nicht so ganz verloren bist, habe ich mir überlegt, was ich vielleicht dazu beitragen kann, damit du hier öfter vorbeikommst.

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Mein Tag hat keine 24 Stunden, oder: Wie viel Zeit ich mit Wiederholungen verbringe.