Kategorie: Allgemein

Wundertöne: Steine auf Eis hüpfen lassen

Vor kurzem hatte ich drüben im anderen Blog ein Video, in dem ein Mann Steine über einen zugefrorenen See hüpfen lässt. Kind 1 konnte die Geräusche, die im Video zu hören waren, nicht glauben. Die altersgerechte Erklärung scheiterte: „Schau mal, das liegt an der Vibration des Eises. Jedes Mal, wenn der Stein die Eisfläche berührt…. Also du kennst doch ein Schlagzeug. Wenn du da einen Gegenstand auf die Trommel fallen lässt, dann…“

Kind 1 unterbricht mich. „Ich glaube dir das alles nur, wenn du mir das zeigst.“ Einige Videos später. Kind 1 ist noch immer nicht überzeugt. Wir suchen den Realitätscheck und fahren an einen leicht gefrorenen See. Bereits das Geräusch beim ersten Stein klingt sehr vielversprechend. Wir stehen zwei Stunden lang frierend da, werfen Steine über das Eis und sind von den zu hörenden Geräuschen fasziniert. Nur im Video sind wir gaaaaanz leise. Klar.


(Video Direktlink)

Unser Kindergarten sollte wegen §35 Baugesetzbuch spontan geschlossen werden

Kind 2 wechselte vor kurzem in einen neuen Kindergarten. Dies lag vor allem an den immer elitärer werdenden Strukturen des alten Kindergartens. Seitdem ist Kind 2 absolut glücklich. Zuletzt fand ich einen Regenwurm in seiner Jackentasche. Der war natürlich getrocknet und sah einem „S“ sehr ähnlich. „Den wollte ich vergraben, damit ein anderes Kind den Wurm finden kann“, lautete die Antwort.

Apropos Wurm. Am 27.11.2014 erreichte den Kindergarten ein E-Mail, die wenig erfreulich war. Beim Baurechtsamt in Stuttgart nahm ein neuer Beamter seine Arbeit auf, was auch der Grund der E-Mail war. Nein, natürlich wollte er sich nicht persönlich bei uns vorstellen, vielmehr informierte er uns über die geplante Schließung des Kindergartens. Die rechtlichen Grundlagen aus baurechtlicher Sicht fasste uns der nette Herr so zusammen:

Es gibt für die ausgeübte Nutzung keine Genehmigung. Der Kindergarten befindet sich im Außenbereich gem. §35 BauGB (Baugesetzbuch), hier sind nur ganz bestimmte Vorhaben, wie z.B. landwirtschaftliche Betriebe zulässig. Kindergärten zählen nicht dazu. Da das Gebäude mitten im Wald steht, verstößt es auf allen Seiten gegen den erforderlichen Waldabstand von 30 Metern (gem. §4 Abs. 3 Landesbauordnung Baden-Württemberg)

Die Umwandlung des Waldes oder die Fällung aller umliegenden Bäume kommt nicht in Betracht. Das bedeutet neben einem erheblichen Haftungsrisiko auch, dass eine Genehmigung nicht erteilt werden kann.

Aus baurechtlicher Sicht kann die Kindergartennutzung wegen der Gefährdungslage auch nicht ohne Genehmigung im Rahmen einer förmlichen Duldung erteilt werden. Bedauerlicherweise kann ich Ihnen daher nur raten, die Nutzung schnellstmöglich einzustellen.

Soweit die nüchterne Lage aus Sicht eine Baurechtsamtsmitarbeiters. Die E-Mail schloss mit den sicherlich gut gemeinten Worten:

Für den sicherlich schweren Gang vor die Elternschaft wünsche ich Ihnen alles Gute.

Meine emotionale Verfassung

Tatsächlich fühlte ich mich vollkommen überrannt. Meine emotionale Verfassung habe ich damals in einigen Tweets festgehalten:

„Ein Kindergarten, der seit 40 Jahren ohne Probleme betrieben wurde, soll jetzt geschlossen werden. #stuttgart“
(Quelle)

„Die Gefahr von einem Tannenzapfen erschlagen zu werden ist höher, als unvorsichtig eine Straße zu überqueren. #Stuttgart“
(Quelle)

Mir gingen sehr viele Dinge parallel durch den Kopf. Wen könnte man auf politischer Ebene erreichen? Ist es clever, die Presse zu informieren, um etwas Öffentlichkeit für das Thema zu bekommen? Fahre ich einfach zum Baurechtsamt und schreie? Schließlich überlegte ich, wie es wohl wäre, wenn ein Beamter zuerst alle „Fälle“ auf ihren Erhalt zu überprüfen hätte und nicht auf ihre Schließung. Was würde passieren, wenn besagter Beamte die Pflicht hätte nach Lücken im Baugesetzbuch zu suchen, die den Erhalt des Kindergartens ermöglichen würden?

Da ich aber selten an Realitätsverlust leide, entschied ich mich erst eine Nacht zu schlafen.

Ein persönliches Telefonat bringt Klarheit

Wir entschlossen uns besagten Beamten vom Baurechtsamt anzurufen. Auch am Telefon blieb der gute Mann völlig stur. Gleichzeitig informierte er uns mit einer nicht zu verachtenden Portion Humor, dass er bereits weitere „Fälle“ in der Umgebung auf dem Tisch hätte, die dann als nächstes dran seien. Vielleicht war es seine ganz persönliche Form von Empathie, ich empfand das als sehr traurig. Aber klar, es ist wahrscheinlich wie mit einem Rettungssanitäter. Wenn dieser in seinem beruflichen Alltag zu starke Emotionen entwickeln würde, könnte er die Arbeit sicherlich nicht sehr lange durchführen. So ähnlich muss es mit dem Mitarbeiter des Baurechtsamts sein. Nur anders.

Die Kindergarten-Eltern legten eine Liste an: Was ist machbar, wer kennt wen persönlich, und wer von den Eltern ist für was verantwortlich. Mir war schnell klar, dass sowohl der Kindergarten, als auch die Eltern ganz großartig sind. Alle wollten für den Erhalt kämpfen. Und hey, das ist der erste Kindergarten, in dem wir uns online organisiert haben. Eines stand sehr schnell fest: Mit den Grünen wollte keiner von uns reden, auch wenn sie sowohl den Bürgermeister der Stadt Stuttgart als auch die Landesregierung stellen. Auf unserer Liste standen:

  • Unterschriften für den Erhalt sammeln
  • Den Fall bei der Bezirksratssitzung in Feuerbach vortragen
  • Weitere Politiker informieren und Termine vereinbaren
  • Menschen ausfindig machen, die vor 40 Jahren als Kinder im Kindergarten waren

So liefen wir Eltern umher und sammelten Unterschriften. Auch am Weihnachtsmarkt in Feuerbach sammelten wir. Dort trafen wir eine nette Dame der SPD, die das Thema zur Bezirksratssitzung in Feuerbach mitnehmen wollte. Ihr lag wirklich sehr viel daran. Vielen Dank dafür. Zur gleichen Zeit machten wir einen Mann ausfindig, der 1973 als Kind in der ersten Kindergartengruppe war. Seine Mutter war Mitbegründerin des Kindergartens. Als er von dem Vorhaben der Schließung erfuhr, war er mehr als geschockt. Auch er informierte einige SPD Politiker aus Feuerbach. So kam das Thema bei der letzten Bezirksratssitzung auf die Agenda.

Nach der Sitzung bekamen wir einen Termin bei Matthias Hahn, dem Baubürgermeister der Stadt Stuttgart. Dann lief alles sehr schnell. Herr Hahn sicherte uns am Freitag, also einen Tag später schriftlich zu, dass der Kindergarten auf keinen Fall geschlossen wird. Durch eine förmliche Duldung haben wir jetzt erst mal die Möglichkeit in Ruhe weiter zu machen. Natürlich ist die förmliche Duldung nicht das Endziel für uns, vielmehr streben wir die Anerkennung für den Kindergarten an. Das werden wir ab Januar angehen.

Meine Gedanken

In Stuttgart habe ich in letzter Zeit verstärkt wahrgenommen, dass einige Kindergärten geschlossen und durch neue Kindergärten ersetzt wurden. Das heisst ein Kindergarten wird abgerissen, an dessen Stelle ein neues Gebäude gebaut wird. Eines, das viel größer ist. Eines, das mehrere Kindergruppen aufnehmen kann. So werden aus Kindergärten mit vorher einer Gruppe, Kindergärten mit dann 5-7 Gruppen. Und natürlich Ganztagsbetreuung. Das meine ich nicht wertend, denn ich glaube, wir benötigen beides. Die „normale“ Betreuung und die Ganztagesbetreuung. Wenn man sich die Schlüssel der Betreuung in Stuttgart ansieht (PDF Datei), dann ergibt sich folgendes Bild:

Die Versorgung für 3-6jährige Kinder liegt laut Kalkulation bei 111,9%. Bei der Ganztagesbetreuung jedoch nur bei 61,4%. Die Lösung kann aber nicht sein, alte Kindergärten mit kleinen Gruppen durch neue mit mehreren Gruppen und Ganztagesbetreuung zu ersetzen. Dann sinkt der Schlüssel für die normale Betreuung nämlich wieder.

Und der Mitarbeiter des Baurechtsamts muss nun wahrscheinlich tatsächlich das machen, was ich bereits weiter oben im Artikel für durchaus sinnvoll erachtete: Er muss nach einer gesetzlichen Lücke suchen, die die förmliche Duldung, die uns Herr Hahn zugesichert hat, möglich macht. Dabei empfinde ich keinerlei Schadenfreude und hoffe, dass er das nicht noch vor Weihnachten angehen muss. Denn in der Zeit, in der er nicht arbeitet, wird auf jeden Fall auch kein Kindergarten geschlossen.

Kind 2, dir wünsche ich auf alle Fälle weiterhin viel Spaß beim Dinosaurier ausgraben, Regenwürmer sammeln, Feuersteine klopfen, schnitzen und was du sonst noch alles Tolles im Kindergarten tust und erlebst. Du wirst es weiterhin tun können. Darüber sind die werte Dame und ich sehr froh. Denn wir haben zwar auch für uns gekämpft, aber hauptsächlich für dich und alle deine Freundinnen und Freunde im Kindergarten. Ihr seid eine wunderbare Gruppe und ich weiss, wie wohl du dich inzwischen dort fühlst. Viel Spaß.

Sehenswert: Meine keine Familie

Am Sonntag um 21.45 Uhr zeigte 3Sat den Film „Meine keine Familie„. Den Film gibt es noch 2 Wochen in der Mediathek zu sehen. Da meine Stimmung Sonntag abend sowieso nicht so entspannt ist, der Montag klopft im Gehirn schon wieder an, konnte ich die Schwere des Films einigermassen gut ertragen. Kurz zum Inhalt:

Im Jahr 1970 gründete Otto Muehl in seiner Wiener Wohnung eine Kommune, die durch ihre Radikalität über die Kunstszene hinaus Bekanntheit erlangte. 1972 erwarben die Kommunarden das letzte bewohnbare Haus eines verlassenen Gutshofes auf der Parndorfer Heide – den Friedrichshof.

Dieser wurde innerhalb von knapp zwei Jahrzehnten zum Zentrum eines internationalen Netzwerkes von über 20 Stadtgruppen ausgebaut. In den assoziierten Kommunen praktizierten zeitweise über 600 Menschen in halb Europa ein radikal – utopisches Leben nach den Prinzipen: „Selbstdarstellung, gemeinsames Eigentum, freie Sexualität ohne feste Paarbeziehungen, gemeinsame Arbeit und Produktion, kollektives Kinderaufwachsen und direkte Demokratie“.

Zweierbeziehungen und Kleinfamilien wurden also abgeschafft. Die persönlichen Auswirkungen, vor allem auf die Kinder innerhalb der Kommune, sind krass. Regie führte Paul-Julien Robert, der als Kind in die Kommune hineingeboren wurde und dort aufwuchs. Eindrucksvoll beschreibt er aus heutiger Sicht, wie die Kommune sein Leben als Kind negativ beeinflusste. Welche Probleme sich aus der Kindheit bis heute daraus ergeben. Selbstwertgefühl. Andere Menschen wirklich zu lieben. Wie schwierig ihm die ersten Partnerschaften gefallen sind. Wie lange es dauerte, bis er seine Meinung äussern und auch dazu stehen konnte. Insgesamt ein sehr eindrucksvoller Film. Paul-Julien Robert beschreibt die Beweggründe für den Film so:

Vor 6 Jahren wollte ich mehr über meinen verstorbenen juristischen Vater erfahren. Der Beginn dieser Recherche hat mich auf eine Reise geschickt, in der ich viel über mich, den Jungen aus dem Archivmaterial, erfahren habe. In unserer Kindheit wurde jeder Tag unseres Lebens gefilmt und archiviert. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, Vergessenes aus meiner Vergangenheit wieder zu entdecken.

Diese Beschäftigung führte zu einer 4-jährigen Auseinandersetzung mit meinen Eltern und vielen anderen Kindern, mit denen ich in der Kommune aufgewachsen bin. „MEINE KEINE FAMILIE“ ist ein Film über Familie, Systeme und Familie als System.

Aufwachsen in der Kommune

Natürlich gab es zu fast allen Belangen des täglichen Lebens ein Manifest. So auch bei der Kindererziehung, die ihren Ausdruck in der Gegenüberstellung der Kleinfamilien-Gesellschaft (KF) und der Aktionsanalytischen Gesellschaft (AA) fand.

aa_parabel_kinderaufwachsen

Die Parabel besagte folgendes:

Ein Elternpaar ist allein kaum in der Lage, die Bedürfnisse ihrer Kinder zu erfüllen. In der Gruppe sind außer der Mutter alle Gruppenmitglieder für die Betreuung der Kinder verantwortlich. Sie entlasten die Mutter, außerdem hat das Kind die Möglichkeit, zu vielen intensive Beziehungen herzustellen. Nur so erblickt das Kind in der Gruppe eine zweite Mutter, die ihm Geborgenheit und existenzielle Sicherheit verbürgt. So können sie unabhängige, freie, nicht fixierte Menschen werden.

Eine der für mich schlimmsten Szenen (und es gibt sehr viele schlimme Szenen): Die Kinder stehen in der Mitte und Muehl bewertet vor der Kommune, welche Kinder besonders schön gekleidet sind. Am Ende stehen die Kinder nach Schönheit sortiert in einer Reihe. Da kamen mir tatsächlich Tränen in die Augen geschossen. Wer starke Nerven hat und das System der Otto Muehl Kommune verstehen möchte, kann sich den Film für 2 Wochen in der 3Sat Mediathek ansehen.

Der erste Word War

Lange habe ich überlegt. Schreibst du das, oder kann das weg? Weltbilder. Schubladen. Fundamentalistische Überzeugungen. Bezogen auf Elternblogs fällt in diesem Zusammenhang häufig das Wort „War“. Krieg. Meist werden diese Wars Müttern zugeschrieben. Sagt man. Unfug. Die Quote mag aus den bekannten Gründen höher sein als unter Männern. Letztlich ist aber jeder Krieg ein War unserer Menschengemeinschaft. Frauen und Männer. Kinder. Mütter. Väter. Ich trenne das nicht.

Jeder von uns hat sie schon beobachtet, diese „Wars“. Selten ist man selbst betroffen und erachtet das Eingreifen als unnötig. Doch kaum ist man selbst das Ziel, sieht man die gleiche Münze von der anderen Seite. Doofer Spruch, ist aber so. Vor kurzem trifft es mich. Im Vergleich zu anderen Fällen überhaupt nicht dramatisch und dennoch so, dass es mich stundenlang beschäftigt. Jemand öffnet eine Schublade, steckt mich und mein kleines Blog hinein, und schließt ab. Ich lese das. Lache. Denke nach. Lese erneut. Was habe ich selbst dazu beigetragen? Bin traurig. Lache. Bin enttäuscht.

Früher handelte ich in solchen Fällen sehr impulsiv, was ich mir über die Jahre abgewöhnte. Ein im Übereifer und Ärger verfasster Flame-Artikel verfehlt die Wirkung. Verschafft zwar kurz Luft, ist aber nicht zielführend. Ziel? Müsste mein Ziel nicht lauten: Wehre dich, verleumde die Person, mache sie schlecht, stelle diese Person öffentlich an den Pranger? Gleiches mit Gleichem vergelten. Leiden. Nicht meine Welt. Heute versuche ich das über einen persönlichen Austausch zu klären. Ich schreibe eine Mail und frage höflich nach, wie die Zeilen und die Einschätzung über mich entstanden ist.

Zwei Mails später steht fest: Mein Gegenüber ist ein äusserst netter Mensch. Ein zutiefst ehrlicher. Ein Mensch, der ebenfalls ein Kind erzieht, jedoch unter völlig anderen Umständen. Und ja, es kostet Überwindung den ersten Schritt zu gehen. Ich schreibe meine Meinung. Ohne Blatt vor dem Mund. Ja, ich fühle mich missverstanden. Ungerecht behandelt. In eine Ecke gedrängt, in der ich nicht sitzen möchte. Abgestempelt. Öffentlich einsehbar im Internet. Mein Gegenüber gesteht die eigenen Fehler ein, nachdem ich mich selbst erklärte. Mein Verständnis von Familie und Zusammenleben. Erledigt. Alles gut. Nach zwei Mails. Ohne einen Kommentarstrang zu eröffnen. Ohne über soziale Netzwerke der Sache mehr Aufmerksamkeit als nötig zu geben. Und ich hoffe, dass wir uns irgendwann persönlich treffen. Ehrlich jetzt.

Harte Überleitung, weil mir nichts einfällt. Wars. Überzeugungen. Sieht man sich unterschiedliche Familienkonstellationen und Weltbilder an, besteht die Logik lediglich darin, andere Menschen zu respektieren und zu akzeptieren wie sie sind. Natürlich fällt es mir schwer mich in die Situation zu versetzen. Wie fühlt es sich an am Existenzminimum zu leben? Ich weiss es nicht, obwohl mir bewusst ist, dass es mich jederzeit ebenso treffen könnte. Jederzeit. Immer. Dann meist unvorbereitet.

Um was geht es denn dann?

E-M-P-A-T-H-I-E
H-I-L-F-S-B-E-R-E-I-T-S-C-H-A-F-T
M-E-N-S-C-H-L-I-C-H-K-E-I-T
Z-U-S-A-M-M-E-N-H-A-L-T

Das sind lediglich vier Stichworte, die mir auf die Schnelle eingefallen sind. Doch beim Tippen wird klar: Das sind für mich urmenschliche Werte, die mir wichtig sind. Somit kann ich die Mär vom Unterschied des realen und digitalen Lebens endgültig unter „Veraltetes_Denken.doc“ speichern. Tatsächlich bin ich im Internet so, wie im realen Leben auch. Ich bin ich. Und ich hoffe, du bist du. Machen wir uns nichts vor: jeder von uns hat sich durch den bisherigen Lebensweg zu dem entwickelt, was er ist. Jetzt. Hier. Bei allen Unterschieden haben wir alle einen gemeinsamen Nenner: wir sind gemeinsam zur gleichen Zeit Lebensgefährten. Direkt oder indirekt.

Heutzutage wäre es mehr als angemessen davon auszugehen, dass jeder Mensch versucht die eigenen Kinder so gut wie möglich zu einem lebensfähigen Menschen zu entwickeln. Den Weg zu begleiten, und wichtige Grundvoraussetzungen für später zu legen. Für einen Zeitpunkt, an dem wir es eben nicht mehr nur in eigenen Händen haben. Das eint uns alle. Unnötig zu erwähnen, dass wir hierbei individuelle Wege beschreiten. Geeint im gemeinsamen Ziel.

Wie vielleicht bemerkt, und dann bin ich auch schon wieder weg, empfinde ich das Internet in unserer kleinen Blase als lebenswert und positiv. Wir haben es in der Hand, voneinander zu lernen und uns zu inspirieren. Es liegt tatsächlich an uns und nicht an einem Algorithmus, der zufällig „Opfer“ auswählt. Ich mache Opfer zu Opfern. Und ich werde zukünftig aufstehen, mich bewegen und sensibler reagieren, wenn ich sinnlose „Wars“ und persönliche Anfeindungen im digitalen Raum entdecke. Denn nicht jeder hat so viel Glück wie ich und wird von einem kleinen „Kriegchen“ getroffen. Andere müssen Monate oder Jahre leiden. Das geht so nicht.

Patricia sucht nach Möglichkeiten, wie man Betroffene im digitalen Raum unterstützen kann. Zur Seite stehen, Solidarität, Eigeninitiave zeigen und Verbündete suchen. Ich finde das alles gute Ansätze. Inzwischen erachte ich den Zeitpunkt als angemessen, digitale Einsatztrupps zu bilden, die sich verbünden. Um Menschen zur Seite zu stehen. Digital gibt es diverse Möglichkeiten hierfür. Als Beispiel ein Mail-Verteiler mit Personen, die bereit sind, Betroffene zu unterstützen. Über die Mailing-Liste werden „Fälle“ (was für ein doofes Wort in diesem Zusammenhang) verschickt und Interessierte organisieren sich und formieren eine Einheit.

Eine geschlossene FB-Gruppe (auch wenn ich kein FB Fan bin). Oder eine offene FB Gruppe, die nach außen deutlich zeigt, dass es diese Anfeindungen im Netz gibt und man nicht gewillt ist, das zu akzeptieren.

Einsatztrupps. Hört sich ein bisschen wie Krieg an. „Wars“. Und das wäre eine Möglichkeit „Wars“ im allgemeinen ins Positive zu drehen. Ein „War“ für die Menschlichkeit. Ein „War“ der Solidarität. Ein „War“ der Worte und nicht der Waffen. Der erste „Word War“. Martialisch. Ich wäre dabei.

Tschüß.

P.S. Wie meine Kinder das empfinden würden, wenn ich sie zu Hause versuche auf dem Weg zu guten Menschen zu begleiten und sie dann im entsprechenden Alter Blog-Artikel von mir entdecken, in denen ich andere Menschen zu Opfern mache, indem ich sie in eine Ecke dränge. Nein, das will ich wenn möglich vermeiden. Und Kind 1 so: „Papa, du sagst immer, dass es wichtig ist, alle Menschen als gleichwertige Menschen zu sehen, wieso hast du dann hier und da und da und hier diese Menschen bedrängt, beleidigt?“