Kategorie: Lotterleben

Urlaub in Italien: Disney Cars in der Realität

Nachdem ich bisher noch keine Zeit hatte, den Urlaub textlich zu verarbeiten, möchte ich ein kurzes Highlight hier festhalten. Die Disney Cars Phase der Kinder ist glücklicherweise schon wieder vorbei. Zu Hypes habe ich generell einen schweren Zugang. Und tatsächlich könnte der ganze Cars Hype in der Realität viel besser funktionieren, als in Animationsfilmen mit angeschlossener Merchandising Maschinerie.

In der Realität sehen diese Autos deutlich besser aus. In Italien steht zum Beispiel dieser wunderbare Citroën Bus. Die Kinder standen minutenlang davor, schielten ins Auto rein und waren einstimmig der Meinung: „Nächstes Jahr fahren wir mit diesem Bus in den Urlaub.“

Am Ende entschieden sie sich doch für Pizza und Eis.

Magischer Zauberwürfel

Seit Geburt habe ich zur Mathematik kein wirkliches Verhältnis aufgebaut. Die Evolution behauptet, dass die Verknüpfung der dafür zuständigen Synapsen bei mir schlichtweg vergessen wurde. Absichtlich. Ein Defizit, das sich irgendwann rächen wird. Dachte ich früher. Seit letztem Wochenende habe ich Gewissheit. Dank einem guten Freund und Kind 1.

Als in der Blüte seines Lebens stehender Programmierer beschäftigt sich der gute Freund ganz selbstverständlich mit Logiken, Algorhythmen Algorithmen und mathematischen Formeln. Während des Besuchs entdeckt er einen kleinen Zauberwürfel. Kind 1 weicht ihm nicht mehr von der Seite und ich geniesse die Zeit, in der sich beide dem mathematischen Frohsinn hingeben. Vereinzelt fliegen Wortfetzen wie „Ebene 1“ oder „Algorithmus“ als Schweine verkleidet durch den Raum, was mich dazu veranlasst, für einen kurzen Moment die Augen zu schliessen. Mathematik macht müde. Die Alliteration des kleinen Mannes.

Eine Stunde später weckt mich Kind 1, indem es freudig auf mir umherspringt. Kinderaugen leuchten strahlen glitzern mich an. Der Würfel ist gelöst. Jede Seite wird stolz präsentiert. Trommelwirbel. Rot, gelb, weiss, blau, grün und orange. Tatsächlich, alle Farben stimmen. Natürlich frage ich mich, ob der Würfel unter regulären Bedingungen gelöst wurde. Man will ja auch mal ein strenger Vater sein. Die farbigen Aufkleber werden überprüft. Das Umkleben der Farben erscheint mir bis heute die einzige Möglichkeit, den Würfel lösen zu können. Ich spreche da aus Erfahrung.

Der gute Freund erzählt mir von diversen Internetseiten, wo Lösungswege zu finden sind. So hat man das Rätsel also gelöst. Gut, ich komme aus einer Zeit, in der sehr viele Freunde stolze Besitzer eines Zauberwürfels waren. Gelöst haben das Rätsel aber maximal 0,01%.

Bin ich froh. Danke, liebes Internet. Du machst vieles einfacher.

Erspartes gut investieren

Der Abschied des guten Freundes fällt schwer, aber Kind 1 fasst einen Vorsatz. Nach einem lapidaren „Tschüß“ zählt er seine gesparten Taler. „Reicht das für einen Zauberwürfel, Papa?“ Endlich darf ich wieder mitspielen, denn wo man Dinge in diesem Internet bestellt, das weiss ich. Ein Pocket-Zauberwürfel ist für die gesammelten Taler zu haben und so besorgen wir den kleinen Anfängerwürfel. Mit 4 Farben auf jeder Seite. Für Kinder geeignet. Auf YouTube habe ich ein 3-jähriges Mädchen gesehen, das den Würfel spielend einfach löst.

Zu Hause packen wir den Würfel aus und begeben uns auf die Suche nach der Lösung. Im Internet. Nun gut, ich bin bereit mich in die Materie einzulesen.

Zauberwürfel in 6 Sekunden lösen

Nach wenigen Sekunden finde ich eine Internetseite, die meinem Verständnis der Lösungssuche sehr entgegen kommt:

Kind 1 ermahnt mich zur Vernunft. Die Algorithmen sind für Anfänger wie mich nicht einfach zu verstehen: right inverted, down inverted, down inverted, right, down, right inverted, down inverted, right und ein optionales down bringen mich zurück in die Realität. Die Anweisungen, wie der Würfel gedreht werden muss, entsprangen mathematischen Gehirnen. Kind 1 und ich geben nicht auf. Nach 30 Minuten haben wir eine Seite mit richtigen Farben. Ein Achtungserfolg.

Kind 1 überkommt die Müdigkeit und es legt sich ins Bett. „Du kannst ja gerne noch weiter üben, Papa.“ Tatsächlich sehe ich mir ein Video mit der Lösung für den kleinen Würfel an. Ein junger Mann mit witzigem Dialekt dreht die Seiten des Würfels wild hin und her. Als unterwürfiger Mathematiker folge ich penibel jedem einzelnen Schritt.

20 Minuten später: der Würfel ist gelöst. Das läuft gut. Mein ständig sich selbst überprüfendes Ich dreht den Würfel allerdings wieder wild durcheinander. Man möchte ausschliessen, dass es sich beim Lösungsweg um Zufall handelte. 2,5 Stunden später, es ist inzwischen 00.45 Uhr, lege ich den gelösten Würfel erschöpft auf den Tisch.

Zauberwürfel mit Roboter und Smartphone lösen

Kein Wunder, die Recherche ergab: es gibt 43.252.003.274.489.856.000 Möglichkeiten den Rubik´s Cube auszurichten. Zukünftig leihe ich mir den Cubestormer 3. Einen Lego-Roboter, der über eine Smartphone App gesteuert wird und nur 3,253 Sekunden braucht, um den Rubik´s Cube zu lösen. Man will ja vom Leben noch was haben.

(Video Direktroboter)

Mit Pfeil & Bogen auf Jagd im Großstadtdschungel

Irgendwann vor uns richteten sich die Menschen nach und nach auf. Langsam, ganz langsam. Wie ich morgens, oder noch langsamer. Vor allem am Wochenende bilde ich mir ein, die Evolution an mir selbst veranschaulichen zu können. Beispiel Essensversorgung. Diese hat sich im Laufe der Jahrhunderte dramatisch vereinfacht. Meine Anstrengung besteht darin in den Supermarkt zu fahren und einzukaufen. Mit dem Auto. So fühlen wir uns manchmal im Großstadtdschungel gefangen. Abwechslung.

Kind 1 und ich starten auf unsere Natur Expedition, was sich in der Großstadt per se etwas schwieriger gestaltet. Mit Rucksäcken und lebensnotwendigen Getränken verlassen wir das Haus und gehen Richtung Wald. Während dem ersten Anstieg unterhalten wir uns, wie es wohl früher war, als es noch keine Supermärkte, keine Autos und nichts gab. Ausser Menschen und Tiere. Wir sprechen über eine Zeit, in der es keine 100 Gramm Lyoner gab, sondern 150 Kilogramm Lyoner. Am Stück.

Wir stiefeln weiter durch eine prärieartige Landschaft und entdecken einen Feldhasen. „Den haben die Menschen früher bestimmt auch gegessen, oder Papa?“ Sicherlich. „Und Rehe? Haben Menschen früher auch Rehe gegessen?“ Sicherlich. Auf unserem Weg durch die Prärie begegnen wir allerhand Essbarem. Kind 1 klettert an einem Kirschbaum hoch und wirft die reifen Kirschen nach unten. Ich fange und sammle unseren wertvollen Proviant.

„Ich habe ein Schwein gesehen, Papa! Ein Schwein, da drüben!“ Ich halte das für ausgeschlossen, aber ermuntere weiter, das Schwein nicht aus den Augen zu lassen. Kind 1 steigt vom Baum herunter und möchte wissen, wie man früher Tiere gefangen hat. Wir diskutieren diverse Fangmethoden und bei Pfeil und Bogen fangen die Augen zu glänzen an. Wir machen uns auf die Suche nach ein paar Haselnussstöcken. Mit Schnitzmessern bearbeiten wir die Stöcke und schnitzen die Kerben für die Schnur. Kleinstarbeit. Kind 1 hält den Bogen auf Spannung, während ich den Knoten in die Schnur mache. Fertig ist der Bogen. Danach sind die Pfeile an der Reihe. Der geneigte Stadtindianer will bei Verfehlen der Beute ja nicht immer einem einzigen Pfeil nachlaufen.

Pfeil und Bogen selbst schnitzen

Pfeil und Bogen für unterschiedliche Tiere

Nach der Fertigstellung ist Techniktraining. Bogen in die Hand, Pfeil eingelegt, gespannt und dann passiert es: der Pfeil landet fünf Zentimeter vor den Füßen. Kind 1 zeigt mir jedoch gleich die feinmotorischen Fähigkeiten, denn bereits der nächste Versuch ist ein Volltreffer. Der Pfeil fliegt und fliegt und fliegt.

Da sind sie wieder, die glänzenden Augen. Erfolgserlebnisse motivieren und lassen uns manchmal auch etwas übermütig werden. So beginnen wir uns in der Prärielandschaft auf dem Bauch vorwärts zu bewegen. Immer weiter den Berg hoch. Die zu jagenden Tiere dürfen uns weder hören noch sehen. Wir robben einen um den anderen Meter voran, gut getarnt durch die gemähte Wiese. Uns sieht niemand. Niemals. Wir sind Gras. Da, vor uns ein Vogel. Kind 1 springt hoch, legt den Pfeil ein, spannt den Bogen und schiesst. Der imaginäre Vogel fliegt natürlich lange zuvor in Sicherheit.

Pfeil und Bogen Schattenbild

Kind 1 kurz vor dem Erlegen der Beute

Der Streifzug geht weiter. Wir erlegen ein paar Walderdbeeren, die am Rande der Prärie wachsen. Die Beute wandert in die inzwischen stattlich gefüllte Proviantbox. Kurz darauf finden wir einen Hochsitz, der laut Kind 1 den Menschen früher als Jagdversteck gedient haben muss. Auf den Spuren unserer Vorfahren klettern wir die Sprossen empor und essen unseren gesammelten Proviant auf. Kirschen, Erdbeeren und Kekse. Letztere müssen am Anfang unserer Expedition ins Gepäck geraten sein. Während wir hier oben sitzen, hören wir unter uns Kinderstimmen. Der Hochsitz wandelt sich zur Spielplatz-Hängebrücke und die karge Prärielandschaft wandelt sich zu einer satten, grünen Wiese. Satt und erschöpft von der Jagd machen wir uns auf den Heimweg. Die letzten Indianer im Großstadtdschungel.

Sportliches Großereignis mit 4 Buchstaben

Kind 1 mag Buchstabensuppe. Und Schreiben. Und Rechnen. Und noch vieles mehr. Wer das sportliche Großereignis errät, darf in den Kommentaren auflösen. Natürlich sammle ich erst mal Kommentare, um die Spannung zu erhöhen ;)

weem2014

Buchstabensuppe von Kind 1

Glückskinder, Mutmacher und ein Weichei im Freibad

35 Grad. Die Kinder krakeelen nach Abkühlung. Richtung: Freibad. Wir handeln antizyklisch, was bei Familien nicht untypisch ist. So starten wir um 9 Uhr Richtung Freibad und verschieben den Wocheneinkauf auf den frühen Abend. Vorteil: der Supermarkt ist leer. Das Freibad auch. Wir lieben Leere und geniessen die ersten Stunden.

Das Freibad hat ein Babybecken. Das brauchen wir nicht. „Ich bin doch kein Baby mehr“, brüstet sich Kind 2 und steuert mit Kind 1 auf das Kinderbecken zu. Beide Kinder sind bereits im Wasser, als mir mein großer Zeh meldet: „Boaaaaahhhh, das Wasser ist verdammt kalt.“ Abgelöst wird der Gedanke von einem „Jetzt stell dich nicht so an, du verweichlichtes Stück Fleisch. Bewege dich endlich ins Wasser. Kann ja wohl nicht angehen, dass deine Kinder lässig im Wasser baumeln, während du mimosenhaft am Rand das Zehenbad bevorzugst.“ Weichei.

So laufe ich einmal um das Becken, denn auf der anderen Seite geht das Wasser nur knapp bis zu den Knien. Kinder ausgetrickst. Gesicht gewahrt. So geht das.

Kind 1 und 2 schleichen sich heran und spritzen mich von oben bis unten nass. Ich sollte meine Intelligenz überprüfen lassen. Dachte ich wirklich, dass sich beide Kinder selbst beschäftigen und ich mich am Rand an der Situation erfreuen kann? „Papa, wieso schreist du so laut?“ Ich gaukle den Kindern die Theorie von Freudengesängen vor, während sich die Gänsehaut einen Neoprenanzug und eine Heizdecke wünscht. Weichei im Freibad.

Fünf Minuten später hat sich mein Körper angepasst. Ich bin bereit. Kinder werden durch die Luft geworfen. Arschbombe aus 15 Zentimeter Höhe mit mehrmaligem Überprüfen wie hoch das Wasser gespritzt hat. Standard. Andere Kinder fliegen auch durch die Luft. Ein Vater perfektioniert die Flugeinlage der Tochter, indem er sie 3 Meter wegwirft. Unkoordiniert. Jede Eintauchphase endet mit einem Bauchplatscher. Aua. Doch das Mädchen lacht bei jedem Auftauchen. Da ist sie wieder, meine weiche Seite. Weichei im Freibad.

Kind 2 entdeckt die Rutsche und startet den persönlichen Rekord. 25.000 Mal Rutschen ohne Pause. Kind 1 und ich sprinten aus Langeweile ins 100 Meter entfernte Schwimmerbecken und stürzen uns schnell ins Wasser. Warm. Halt, stopp. Das Wasser ist warm. WARM! Verdammt warm im Vergleich zum Kinderbecken, obwohl weniger Kinder hier sind. Murphys Law.

Während wir im Wellenbadkreisel treiben öffnet der Bademeister das 3 Meter Brett. Als Sprungakrobat entgeht das Kind 1 nicht. In wenigen Wochen hat es sich vom Beckenrand zum Startblock zum 1 Meter Sprungbrett hochgearbeitet. Steile Karriere. „Papa, kann ich vom 3 Meter Brett springen?“ Kind 1 ist nervös. Freudig nervös. Die Hände zupfen unentwegt an der kleinen Short. „Papa, ist das hoch?“ Papa, wie hoch sind 3 Meter? Wie springe ich am besten runter? Bombe? Kopfsprung?“ Fragen über Fragen, bevor wir den Boden auch nur einen Zentimeter verlassen haben.

Kind springt im freibad vom 3 meter brett

Foto: Clemens V. Vogelsang / CC BY 2.0 – Foto bearbeitet, kleines Dixi retuschiert

Kind 1 klettert vor mir nach oben, hält sich beim Vorlaufen auf dem Brett am Geländer fest und nähert sich dem Abgrund. Vorsichtig. Sehr vorsichtig. Das Geländer endet und noch ist es 1 Meter bis zum vorderen Rand des Bretts. In seitlicher Kampfposition nähert sich Kind 1 dem Rand, schaut nach unten und ruft: „Papa, soll ich springen? Wie soll ich springen?“ Ich höre mich „Kerze, am besten Kerze“ rufen, da passiert es. Kind 1 läuft schnurstracks zu mir zurück.

Respekt Kind 1. Du warst am Brettende. Du hast nach unten gesehen. Ohne Festhalten. Seelisch bereite ich mich auf unseren Abstieg Richtung null Meter vor, wo wir von vielen verärgerten Anstehenden mit einem verächtlichen „Weicheier, Weicheier“ in Empfang genommen werden. „Papa, wie geht eine Kerze vom 3er?“ holt mich Kind 1 aus meinen Gedanken. Nach kurzer Technikbesprechung rennt Kind 1 mit einem „Ach so, wie beim 1 Meter Brett auch, das ist ja einfach“ nach vorne. Zack, weg ist es. Zu schnell für mich. Das Kind. Gesprungen. Nach unten. NACH UNTEN. 3 METER!

Von unten taucht ein wahnsinnig stolzes Kind mit einem riesigen Lachen und strahlenden Augen auf. So schön kann Glück sein. Mit einer Arschbombe verabschiede ich mich nach unten. Alter ist kein Grund für keine Arschbombe. Kind 1 empfängt mich mit einem Begeisterungssturm und wir springen noch ein paar Mal. Dann rennen wir voller Freude zu Mama, um ihr von der Neuigkeit zu berichten. Alle sind glücklich. Meine Poschmerzen behalte ich für mich. Man will ja kein Weichei sein.

Jammerlappen.