Kategorie: Lotterleben

Schmetterling aus Eisstiel – DIY bei 37 Grad

Kind 2 trennt sich nur ungern von Dingen, die auf irgendeine Art und Weise gefallen. Dabei gibt es kein vorgefertigtes Raster. Beispiel Eis. Kind 2 isst das Eis auf und während die Augen zufrieden die Eisreste auf dem Unterhemd und der kurzen Hose mustern, ist plötzlich der Stiel des Eises im Weg. „Das sieht aus wie der Körper eines Schmetterlings. Können wir aus dem Stiel zu Hause einen Schmetterling basteln? Bitteeeeee.“

Eis Stiel und zwei geschnittene Schmetterling Flügel

Eis Stiel und zwei geschnittene Schmetterling Flügel

So sitzen wir am Tisch. Die Flügel werden geschnitten. Kind 2 möchte die Flügel unbedingt mit blauer Glitzerfarbe bemalen, was auf dem Foto nur für Experten ersichtlich ist. Ein Gesicht wird auf den Stiel gemalt und die Fühler dürfen auch nicht fehlen. „Sonst kann der Schmetterling ja gar nichts riechen“, meint Kind 2. Woher weiss er das? „Schmetterlinge und Libellen sind seine Expertengebiete“, klärt mich die werte Dame auf. „Dann bin ich ja beruhigt“, höre ich mich sagen.

Schmetterling aus Eis Stiel gebastelt

Schmetterling aus Stiel eines Eises gebastelt

Die Ruhe in Kind 2 zeigt sich sehr deutlich in der Schönheit der Flügel. Jede Farbe ist wohl überlegt. Das Muster ist bis heute in dieser Form an keiner lebenden Art entdeckt worden. Einzigartig. Hätte ich nicht die Elternbrille auf würde ich behaupten: die Flügel sehen nach exakt 37 Grad Außentemperatur aus. Vielleicht sogar mehr nach gefühlten 40 Grad Innentemperatur. Da muss man Kompromisse schließen.

Die Wasserdusche auf dem Balkon räumte uns ein Zeitfenster von exakt 5 Minuten für den Schmetterling ein. Und jetzt, raus unters Wasser. Abkühlen.

Was fehlt: mobile Dixi Toiletten für Kinder

Sonntag. Wir besuchen mit einer befreundeten Familie das Ludwigsburger Kinderfest (PDF Datei). Vor der Anreise verrichtet jeder noch sein Geschäft. Also pinkeln. Kurz darauf erreichen wir den Ludwigsburger Rathhausplatz. Vor uns reiht sich ein Stand mit sportlicher Attraktion an eine Pommesbude, an einen Feuerwehrstand, an einen Stand mit einer Dame, die sichtlich gelangweilt Memory Karten für Kinder umdreht. Weitere Attraktionsstände folgen.

Eine Bühne sorgt für den passenden musikalischen Rahmen. Auf dieser zeigen diverse Kinder-Tanzgruppen, wie man das interessierte Publikum einen ganzen Nachmittag mit einem Lied beglücken kann. Jede Tanzgruppe choreographiert „Oh Happy Day“ höchst individuell. Das Publikum applaudiert. Den ganzen Nachmittag.

Vor dieser musikalischen Hintergrundkulisse startet der Nachwuchs die Kinder-Rallye. Jedes Kind bekommt einen Zettel, der alle anzusteuernden Stationen zeigt. Sechs Aufgaben gilt es zu erledigen, bevor am Ende eine kleine Überraschung wartet. Das finde ich eine sehr nette Idee. Rallye Station 3 besagt: Lösche mit dem Feuerwehrschlauch den Brand.

Kind 1 zielt mit dem Schlauch auf ein Loch in einer Wand. Die auf die Wand gemalten Flammen sehen nicht sehr gefährlich aus. Die Rallye-Station hat dennoch ihre Aufgabe erfüllt, denn Kind 1 muss anschliessend auf die Toilette. Das Mädchen der befreundeten Familie muss auch. Wasser marsch! Aber wo?

Der Rathausplatz ist umringt von kleinen Cafés und Eisdielen. Auf freundliche Nachfrage werden wir konsequent abgewiesen. Wir würden ja schließlich auch nichts essen oder trinken. Durch meine Gehirnwindungen dreht sich ein „typisch deutsch“, bevor sich im vierten Café eine nette Dame erbarmt:

Nein, Sie können hier nicht mit ihrem Kind auf Toilette gehen. Unsere Toiletten sind nur für unsere Kunden. Wenn Sie den Rathausplatz überqueren, finden Sie auf der gegenüberliegenden Seite öffentliche Toiletten. Da kann ihr Kind in Ruhe pullern.

So stehe ich mit einem kurz vor knapp und einem könnte auch schon zu spät sein Kind vor der großen Überquerung. Die öffentliche Toilette entpuppt sich als mobile Dixi Toilette. Ich fühle mich in meine Festival Zeit zurückversetzt. Damals konnte ich meine Körperfunktionen umstellen, was es mir ermöglichte, in den Tagen des Festivals keine mobile Toilette nutzen zu müssen. ICH BIN NICHT PINGELIG. Wir können Schlamm essen, Würmer, Insekten oder mit allen Fingern in der Nase bohren, aber bitte nicht auf eine Dixi Toilette für Erwachsene gehen.

„Papa, wo ist denn nun die Toilette!“, erinnert mich Kind 1. Ich öffne vorsichtig die Tür und behalte das Gesehene besser für mich. Auch bei Kind 1 ruft der Anblick eine heilende Wirkung hervor. „Papa, ich muss doch nicht mehr! Können wir wieder zur Rallye zurück?“ Auf dem Rückweg finden wir ein Café, dessen Besitzer uns freundlich gesonnen ist. Auf meine Frage „Wissen Sie, wo ich hier eine Toilette finde?“ erwidert er:

Sicher. Wir haben eine Toilette, die Sie gerne benutzen können. Einfach die Treppen hoch und die erste Tür links.

Vielen Dank an den netten Besitzer des letzten Cafés. Wenn wir mal wieder in Ludwigsburg sind, bringe ich Ihnen eine Urkunde für Kinderfreundlichkeit vorbei. Ach nein, eine Urkunde für Menschlichkeit. Danke.

Dixis für Kinder

Auf dem Rückweg zur Rallye stellt sich mir die Frage, ob es Dixis für Kinder gibt. Die Recherche auf der Dixi Webseite bleibt erfolglos. Keine Produkte für Kinder. Schade, denn Dixi dürfte wohl der bekannteste Anbieter für mobile Toiletten sein. Auf einem Kinderfest hätte ich mich über zusätzliche Kindertoiletten sehr gefreut.

dixi mobile toiletten für kinder

Foto: Bastian Greshake / CC BY-SA 2.0 – Foto bearbeitet, kleines Dixi retuschiert

Nach Erledigen aller Rallye-Aufgaben holen sich die Kinder ihre Überraschung ab und wir treten die Heimreise an. Bis auf die Toiletten und die Musik ein durchaus erholsamer und entspannter Nachmittag. Danke.

Bleistift-Fußball für Konditionslose und Theoretiker

  • Spielfeld Bleistift Fußball
    Das Spielfeld
  • Spielfeld Fußball Anpfiff
    Anstoß. Götzes Schuß wird pariert.
  • Gegenangriff Fußball
    Gegenangriff von Kind 1 läuft
  • Kind 1 gewinnt das Fußball Finale
    Endstand: 10:6 für Kind 1

Zu Fußball hat jeder eine eigene Meinung. Die Sammelbildchen, die es seit geraumer Zeit im gut sortierten Handel gibt, ziehen Kind 1 und 2 dennoch an. Bei all den unterschiedlichen Stickeralben ist es unmöglich, alle Alben bis zum letzten Bild zu füllen. Trotz Tauschbörsen.

So haben wir gemeinschaftlich beschlossen, die Panini Sticker einfach auf ein weisses Blatt zu kleben. So entsteht nie das Gefühl, dass noch unendlich viele Sticker fehlen. Das beruhigt ungemein. Gleichzeitig fokussieren sich die Kinder auf die Sticker, die da eben kleben. Kind 1 bringt mir das Sticker-Blatt und fragt:

Papa, welcher der Spieler hat die schönste Frisur?

Von Götzes Gelfrisur, die selbst heftigsten Regen überdauert, bis hin zu Neuers Scheitel tasten wir uns zum Kern des Spiels vor: das Regelwerk. Was ist ein Anstoß? Warum wirft der Schiedsrichter eine Münze? Warum benötigt der Torhüter ein langärmliges Trikot, während alle anderen Spieler kurze Ärmel tragen? Kind 2 glaubt die Antwort zu kennen:

Torhüter haben ein langes Trikot, weil sie schneller frieren, als die anderen Spieler. Torhüter stehen doch nur rum. Ist halt so.

Mögen die Spiele beginnen

Um Kind 1 das Regelwerk zu erklären hole ich Stift und Zettel. Das Spielfeld wird gezeichnet. Die Tore. Der Mittelkreis. Und natürlich die Spieler. Kind 1 möchte jetzt Fußball spielen. Mit Stiften. Das Spiel funktioniert wie Malen nach Zahlen, nur eben Malen nach Spielern. Die Münze sagt: ich beginne.

Mein Bleistift wandert an den Mittelpunkt. Anstoß. Mein Bleistift passt die Bälle von einem Spieler zum nächsten. Genialer Steilpass auf Götze, der auf den Torhüter zuläuft. Schuss und… Der Bleistift von Kind 1 wehrt den Ball gekonnt ab und lenkt ihn um das Tor herum. Knappes Ding. Götze bleibt ohne Fremdeinwirkung verletzt liegen.

Kind 1 stößt ab und mein Bleistift wandert ins Tor. Kind 1 zeichnet die Passwege ein. Da, ein Doppelpass, zack rüber auf die andere Seite, Khedira zu Lahm, der den Ball gekonnt in den Winkel hämmert. Da sah mein Bleistift nicht gut aus. 1:0 für Kind 1. Nach ein paar Minuten ist das Spiel vorbei. Kind 1 gewinnt nach einigen rüden Bleistift-Attacken 10:6. Verdient.

Hinweise für Tische und andere Möbel

Beim Spielen hat sich herausgestellt, dass es ratsam ist, ein größeres Blatt Papier unter das Spielfeld zu legen. Denn manchmal sind die Spieler um Lahm, Götze und Co nicht ganz so treffsicher und schiessen über das Ziel hinaus. Zumindest sieht das unsere Tischplatte so.

P.S. Natürlich dürfen sich die Bleistifte auch foulen. Der Notbremsenbleistift gehört dazu. Dass Götze und Lahm in unterschiedlichen Nationalmannschaften spielen gehört übrigens so.

Fummelei am Pillermann

Kind 1: Junge. Kind 2: Junge. Jungs haben einen Penis. Einen Pimmel, Schniedelwutz, Nupsi, Dödel, Glied, Lümmel, Pillermann, Schniedel oder wie auch immer der genannt wird. Und sie lieben das Teil. Inzwischen kann ich die Minuten zählen, in denen die Hände nicht in der Hose verschwinden.

In der Badewanne kitzeln sie sich gegenseitig am Penis. Mit den Füßen! Beim Essen ist grundsätzlich nur eine Hand bereit, da die andere unter dem Tisch ihrer Aufgabe nachgeht. So ein Penis scheint witzig zu sein. Bereits zu Windelzeiten zeigte sich die Vorliebe: kaum war die Windel ab, wanderte die Hand in zügigem Tempo nach unten. Mit sehr viel Glück schaltete eines der Kinder dabei den Sprenkler an und düngte so Bett, Fußboden und manchmal auch das Gesicht. Mein Gesicht. Witzig.

Zur Zeit sind die Kinder in ihrer kreativen Penis-Phase gefangen. Das Teil wird gezogen, gedreht, gedehnt. Sogar Gitarre kann man damit spielen, was natürlich professioneller klingt, wenn man im Duett spielt. Zweistimmig. Der Anblick alleine verursacht bei Mama ein schmerzverzerrtes Gesicht. Mein Argument „Ich habe noch nie einen Penis auf der Straße gefunden“ macht es ihr dabei nicht unbedingt leichter.

Die Kinder machen das beiläufig. Kind 1 hatte die Phase eigentlich schon abgeschlossen, bis Kind 2 ihm das Thema wieder vor Augen führte. Irgendwann geht auch diese Phase vorbei. Sagt man. Demnächst dann mehr zum Thema Flatulenzen und zu welcher Musik diese am besten klingen.

Update 29.05.2014: Herzlich Willkommen liebe Spon Leser

Ein Artikel auf Spiegel Online verlinkt auf diese kleine Insel hier. Damit du hier nicht so ganz verloren bist, habe ich mir überlegt, was ich vielleicht dazu beitragen kann, damit du hier öfter vorbeikommst.

Was kannst Du hier genau machen?
Natürlich mitlesen. Noch viel wichtiger ist aber der Austausch in den Kommentaren. Helfe mir dabei neue Blickwinkel zu entdecken. Ich schätze den Dialog, denn nur davon lebt ein Blog. Denke ich. Wenn du hier öfter vorbeischauen, oder deine Meinung sagen möchtest, nur zu. Du bist immer willkommen!

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Einige interessante Artikel findest du hier
Aus einem Gefühl heraus habe ich dir hier ein paar Artikel gesucht, die dich vielleicht interessieren könnten. Ich hoffe, es ist für jeden etwas dabei:

Kinderrecht: Kind 1 möchte keine Fotos von sich im Internet
Verblüffend einfache Erklärung von Kind 1, warum es Fotos von seinem Konterfei im Internet nicht möchte.

Standardisierte Kinder und Angst machende Ratgeber
Wie vermeintliche Experten Eltern und Kindern das Leben erschweren können.

Wie Fashion Victims uns zu Modeopfern machen
Warum ein gewisser Klamottenstyle bei Kind 1 und 2 genau so gehört und nicht anders. Und natürlich, warum ich von Mode nicht den blassesten Schimmer habe.

Glückliches Leben im Loop.
Mein Tag hat keine 24 Stunden, oder: Wie viel Zeit ich mit Wiederholungen verbringe.

Liebe Brigitte Mom, überdenke bitte dein Menschenbild

Die Krux an Familie ist nicht die Familie selbst, sondern das Imperium, das um die Familie herum errichtet wird. Das reicht von der Erstausstattung bis hin zu Zeitschriften, die sich mit dem Thema Familie beschäftigen. Brigitte Mom zum Beispiel. Vor kurzem blättere ich darin und bleibe bei den Modetrends hängen. Meine Modeaffinität kennt ihr bereits.

Da steht sie. Die Frau, die zwei Kinder zur Welt brachte und trotzdem noch Papierhütchen auf dem Kopf tragen kann. Auf der gegenüberliegenden Seite bewundere ich ihre Kinder, wovon eines ein lustiges Papierboot auf dem Kopf trägt. Mode. Gestreift. Alles umklammert von einem Joachim Ringelnatz Aphorismus:

Von allen Menschen das Begehrteste ist und bleibt: der Allerwerteste.

Ich halte die Zeitschrift hoch in die Luft und habe Angst, dass irgendwo eine schleimige, klebrige Flüssigkeit herausläuft. Kann eine Doppelseite mehr Klischees befriedigen, die uns in unserer Entwicklung wieder um Jahre zurückwirft? In meiner Naivität dachte ich, dass wir diese Art der Kommunikation bereits längst hinter uns gelassen haben.

Entschuldigung, ich habe mich geirrt. Leider.

Realität der Zeitschriften vs meiner Realität

brigitte mom Mode Fashion Seite für Mütter und Kinder

Die Lebenswelt von Brigitte Mom

Meine Realität

Meine Realität

Habe ich einen Denkfehler?

Da ich in letzter Zeit häufiger gehört habe, dass ich anscheinend an der Realität vollkommen vorbei lebe, frage ich nun euch: liege ich in meiner Wahrnehmung so falsch, oder sind wir alle durch Werbung derart abgestumpft, dass wir solche Seiten als „normal“ empfinden?